Anne-Laure Franchette, Travaux Temporaires, 2021 © Fabian Stamm | kunstkasten, 2021

Anne-Laure Franchette, Travaux Temporaires, 2021 © Fabian Stamm | kunstkasten, 2021

Anne-Laure Franchette, Travaux Temporaires, 2021 © Fabian Stamm | kunstkasten, 2021

Anne-Laure Franchette, Travaux Temporaires, 2021 © Fabian Stamm | kunstkasten, 2021

Anne-Laure Franchette, Travaux Temporaires, 2021 © Fabian Stamm | kunstkasten, 2021

Anne-Laure Franchette, Travaux Temporaires, 2021 © Fabian Stamm | kunstkasten, 2021

05. März 2021 — 14. Mai 2021

Anne-Laure Franchette

Travaux Temporaires

Anne-Laure Franchette beschäftigt sich in ihren künstlerischen Arbeiten seit einigen Jahren mit städtischer Natur, der Zirkulation von Pflanzen und industriellen Materialien. Sie interessiert sich besonders für die Wechselwirkungen zwischen Botanik und Industrie, zwischen Wildnis und zivilisierter Welt, zwischen genehmigter Migration und spontaner Besiedlung. Städte als Ökosysteme, Lücken im System und die Einbettung der Politik in die Natur sind Anliegen, die ihre Arbeit und ihre künstlerischen Forschungsprozesse prägen. So sprechen zum Beispiel industrielle Materialien für Anne-Laure Franchette von Urbanisierung, ephemeren Architekturen und physischer Arbeit. 

Für den kunstkasten entwickelt sie im Dialog mit einer aktuellen Winterthurer Baustelle eine ortsspezifische Arbeit. Hierfür untersucht sie die Zirkulation der verwendeten Materialien und leiht sich transitorische Strukturen, die auf der Baustelle für temporäre Arbeiten errichtet werden, um die Errichtung des permanenten Baus zu ermöglichen. Diese Strukturen, welche in der Regel nach der Nutzung wieder entfernt werden, birgt sie für die Ausstellung, widmet sie um und wertet sie auf. Derart erzählen sie im kunstkasten Geschichten über ihre Funktion als Objekte und sind Zeugnisse ihres Wirkens. Der transitorische Status dieser Objekte verweist zugleich auf die grundsätzliche Prekarität von Arbeit, welche in der Form der Zeitarbeit in vielen Berufsfeldern zur neuen Norm geworden ist – und sich im Grunde auch mit temporären Jobs im künstlerischen und/oder akademischen Bereich, der sogenannten Kreativindustrie, vergleichen lässt. Die Ausstellung möchte die Künstlerin auch als einen Möglichkeitsraum verstehen, der es ihr erlaubt unterschiedliche soziale Kontexte zusammenzubringen: die industrielle Vergangenheit und Gegenwart von Winterthur, das 22 Jahre alte Kunstpiedestal im öffentlichen Raum alias kunstkasten, die im Bauprozess involvierten Mitarbeiter*innen und die federführende Baufirma sowie die allgemeine Öffentlichkeit und die lokale zeitgenössische Kunstszene. Anne-Laure Franchettes Arbeit befasst sich somit auch mit verschiedenen Wertzuschreibungen, einerseits mit solchen, die wir auf Materialien projizieren (z.B. industrielle Materialien wie Harz, Beton, Metall und natürliche Materialien wie Erde, Holz, Pflanzen), andererseits mit solchen, die mit Berufen verbunden sind (manuelle und technische Arbeit vs. intellektuelle Arbeit). Die Ausstellung möchte nicht zuletzt die Frage stellen, was sich aus einer Überlappung dieser Projektionen ergeben kann – in Bezug auf den industriellen Produktionsmassstab, die ökologische Nachhaltigkeit aber auch das Wohlergehen der Bevölkerung. 

Die Ausstellung im kunstkasten befindet sich im öffentlichen Raum und kann jederzeit besucht werden. Veranstaltungen werden auf der Website unter geltenden COVID-19-Schutzmassnahmen kommuniziert.

Als Fortsetzung der Ausstellung im kunstkasten wird die Künstlerin vom 24. Mai bis 06. Juni 2021 an öffentlichen Plakatstellen in Winterthur weitere Auszüge ihrer Auseinandersetzung mit der Baustelle zeigen. Die künstlerische Recherche wird im Herbst 2021 mit der Publikation eines Zines abgeschlossen.

Anne-Laure Franchette (*1979, lebt und arbeitet in Zürich) studierte Fine Arts an der Zürcher Hochschule der Künste, Set Design an der University of the Arts London und Kunstgeschichte an der Université Paris X. Seit 2018 ist sie Teil der interdisziplinären Forschungsgruppe TETI, die sich mit den Texturen und Erfahrungen von Trans-Industrialität beschäftigt. Ausserdem ist sie Mitbegründerin und künstlerische Leiterin von Volumes, einer gemeinnützigen Organisation, die 2013 in Zürich gegründet wurde, um die lokalen und internationalen DIY-Facetten des Kunstverlagswesens zu unterstützen und sie einem grösseren Publikum in der Schweiz vorzustellen. Ebenfalls im 2013 war sie Mitbegründerin des Zurich Art Space Guide. Jüngste Ausstellungen: Re-sentir tous les jours, techniques de résistance (2020/21), Mécènes du Sud, Montpellier, FR; Imagine the Past – Reflecting the Future (2020/21), Dienstgebäude, Zürich, CH; true grid irl (2020), unanimous consent, Oerlikon, CH; Oops a Daisy! (Urban Management Remix) (2020), Dietikon Projektraum, Dietikon, CH; Les Mauvaises Herbes Résisteront (2020/21), CACN, Nîmes, FR; Modern Nature 2 (2020), La Becque, La Tour de Peilz, CH; Die Grosse Gartenshow, Ackerstrasse 35, Juin 2020, Zurich, CH; Habitat (2020), Public Art Biennial, Morcote, CH; In Transition (2020), 6 1/2, Winterthur, CH; Retour à Rome (2019/20) Istituto Svizzero, Rom, IT. Weitere Infos: http://www.annelaurefranchette.com  

Kuratiert von Julia Wolf


Mit freundlicher Unterstützung von