Jonas Etter, Items 2023 Fotos: Fabian Stamm

Jonas Etter, Items 2023 Fotos: Fabian Stamm

Jonas Etter, Items 2023 Fotos: Fabian Stamm

01. September 2023 — 22. Oktober 2023

Jonas Etter

Items


In der Arbeit «Items» (2023) baut Jonas Etter eine neue Skulptur aus dem Material der früheren Arbeit «Longitudinal Section» aus dem Jahr 2016. Damals noch ein lose verlegter Stirnseitenparkett aus gesammelten Spanplatten, die er auf der Strasse fand, wird das Material als Skulptur neu arrangiert. Jonas Etter interessierte schon damals den ambivalenten Akt, gebrauchte Möbel auf die Strasse zu stellen, in der Hoffnung, andere Menschen würden sich jenen annehmen und ihr Zuhause damit neu ausstatten und dem Material neues Leben ermöglichen. Die Tatsache, dass es sich dabei um Pressspan als Material handelt – eine günstigste industriell gefertigte Massenware – verleiht dem Akt des «Auf-Die-Strasse-Stellens» eine gewisse Ambivalenz. Dieses Material ist keineswegs wetterfest und es wurde nicht für eine lange Lebensdauer entwickelt, sondern ist vielmehr ein Ausdruck von «fast furniture». Die nachhaltig und altruistisch gedachte Handlung, ein gebrauchtes Möbelstück auf die Strasse zu stellen, verkommt bei Regen, bei mangelnder Nachfrage nach einem Stück, das für fast kein Geld neu gekauft und nach Hause geliefert werden kann, oder spätestens, wenn ein Künstler das Material einsammelt und in 2 cm dicke Streifen zersägt, zur Farce. Der Schnitt durch das Material offenbart das Innere: Eine Referenz auf den Produktionsprozess. Holz wird gefällt, maschinell zerkleinert und wiederum zu Normplatten unter Druck verleimt. Die bei der Herstellung entstandenen Hohlräume, werden im Längsschnitt sichtbar. Die darin eingeschlossenen Luftpartikel sind materialisierte Geschichte und offenbaren das Alter des Materials. Möglicherweise werden auch noch Restgiftstoffe aus dem Bindemittel wieder freigesetzt.

 

Mit «Items» baut der Künstler feine, wenige Zentimeter dicke Wände, die sich gegenseitig abstützen und ein architektonisch anmutendes Gebilde mit Hohlraum formen. Handelt es sich hierbei um eine Wand im Kasten oder ein Architekturmodell, das den industriellen Charakter der Backsteingebäude der Umgebung aufgreift? Es ermöglicht Einblicke und gleichzeitig stellt sich die Wand auch dem Blick durch den Kasten entgegen.

 

Jonas Etter studierte an der Hochschule Luzern im Bachelor Fine Arts und an der Zürcher Hochschule der Künste (ZhdK) im Master Fine Arts. Er setzte sich früh mit spezifischen Materialien und deren Eigenschaften und Wertigkeiten auseinander. Der performative Aspekt der Vergänglichkeit, die Transformation als Neubewertung und das Spiel mit Arbeit und Autorschaft sind wiederkehrende Themen. Die Spannungsfelder zwischen Information und Material und zwischen Idee und Intuition sind ebenso Gegenstand seiner künstlerischen Untersuchungen.

 

Seine Arbeiten wurden u.a. im Kunsthaus Langenthal, im CENTQUATRE in Paris, im Centre Pasqu’art in Biel, bei HäuslerContemporary in Zürich, im Helmhaus in Zürich, bei Under Deconstruction in München und im sic-elephanthouse in Luzern gezeigt.

 

Jonas Etters Arbeit wurde mit dem Aeschlimann-Corti Stipendium, mit Werkbeiträgen von Stadt und Kanton Zürich und mit dem Atelierstipendium Binz39 ausgezeichnet.

jonasetter.ch

 

Plakatausstellung «relational buildings» in der Stadt Winterthur

Parallel zur Ausstellung «Items» im kunstkasten Winterthur sind an 15 verschiedenen Standorten in der Stadt Winterthur Plakate der Arbeit «relational buildings» von Jonas Etter zu finden.

Die Plakatserie «relational buildings» zeigt abfotografierte vergrösserte Papierreliefe. Die Schwarz-Weiss-Bilder zeigen alle eine zentrale flachgedrückte Stelle mit unterschiedlichen Oberflächenstrukturen. Die Formen dieser Fläche variieren in Grösse und Umriss.

Schwere, nasse Klumpen aus Töpferton wirkten auf leichte und flache Zeichenpapiere ein. Über mehrere Tage hinweg begegnen sich die beiden herkömmlichen Materialien und formen sich gegenseitig neu. Es entsteht ein einzigartiges Abbild dieser Beziehung in Form eines Prägedrucks: «relational buildings».

 

Die siegelartigen Abdrücke ähneln der Form einer scheinbar beiläufig entstandenen Pfütze. Manche dieser Flächen scheinen wenige Millimeter vorzustehen, andere in die Plakatwand eingedrückt zu sein. Von den zentralen Flächen ausgehend wellt sich das Papier und formt radial auslaufende Faltenwürfe.

 

Den Künstler interessieren Bilder, die durch das kollaborative Zusammenwirken von analogen physischen Materialien entstehen, jedoch auf Methodik oder Systematik der digitalen Bildgenerierungen referenzieren: Simulationen digital generierter Bilder, die durch reallife Versuchsanordnungen entstanden sind.

Die stets gleich aufgebauten zentralen Kompositionen der Plakatserie in Winterthur zeigen das Zusammenwirken von zwei Materialien, wobei die Luft als trocknender Katalysator die treibende Kraft darstellt.

 

Die Plakate sind noch bis zum Donnerstag, 19. Oktober in der Stadt Winterthur frei zugänglich. Hier eine Übersicht der Standorte:

Bättmur 9
Grüzenstr. 45
Hochwachtstr. 43
Langgasse 38
Römerstr. 243
Römerstr. 83
Stadthausstr. 4a
Stadthausstr. 6
Theaterstr. 4
Theaterstr. 6 / Seite Theaterstrassea
St. Gallerstr. 63
Tösstalstr. 255
Tösstalstr. 26
Zeughausstr. 56
Zürcherstr. 102